Die zwölfte und letzte pflegerische Frage lautet:

Pflegst Du schon oder philosophierst Du noch?

( …könnte auch heißen: ‚oder diskutierst Du noch?‘)

Diskussion«Gestikulieren» ist die Geste der Diskussion…

Pflege ist ein Beruf , manche sagen auch eine Berufung, Pflege ist ein Handwerk, Pflege wird zunehmend Wissenschaft, Pflege ist eine Philosophie und Pflege ist eine Kunst. [Und Pflege ist leider auch zunehmend Politik.] Und «Anthroposophische Pflege» sollte auch noch «anthroposophisch» sein…

Aber am anderen Ende stehen die realen, ganz konkreten Aufgaben, die uns durch die pflegebedürftigen Menschen gestellt werden.
Darum geht es hier!

Worin besteht nun Pflege (im Unterschied zur «Versorgung»)?

Berühren «Berührung» ist die Geste der Pflege…»

Wir können das Leben nicht hervorbringen, aber wir können es empfangen und pflegen. Und Kulturimpulse können wir nicht «herbei-diskutieren» – wir können sie ebenfalls nur empfangen und pflegen.

Im Austausch kann dabei Verständnis und Empfänglichkeit für Kommendes und Werdendes entstehen, doch grundsätzlich ist das «EMPFANGEN» eine Geste des Schweigens, der Stille, der Ruhe und der Besinnung. Pflege ist Bejahung des Lebens, dessen was uns geschenkt und anvertraut ist – auch dann, wenn das Leben durch Krankheit eingeschränkt und gefährdet ist.

Worin besteht nun «Anthroposophische Pflege»?

Heute ist es möglich durch das Denken zu erfassen, dass das Leben geistigen Ursprunges ist. Anthroposophische Pflege versucht, diesem Umstand in ihrem Handlungsfeld gerecht zu werden. Anthroposophie gibt kein Menschenbild, sie beschreibt Wege zur Annäherung an das Menschen-Urbild.
Anthroposophische Pflege findet dort statt, wo Pflegende in ihrer pflegerischen Tätigkeit durch anthroposophische Elemente und Fragestellungen inspiriert und geleitet sind – punktuell oder kontinuierlich. Daneben ist es verständlich, dass Einrichtungen die anthroposophische Pflege zu einem Element Ihres Angebotes machen, reproduzierbare und garantierte Pflegepraktiken/-konzepte anstreben.

Darüber hinaus hat wahrscheinlich jeder in der anthroposophischen Pflege stehende Mensch einen persönlichen Schwerpunkt in seinem Arbeitsleben. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt in der Frage nach jener Geistesgegenwart, die erst zu einem situationsgerechten (patientengerechten) Handeln inmitten einer unbezwingbaren Menge von Detaillinformationen  führen kann.
Trotz Informationsflut handlungsfähig bleiben!